Die Kuh verkaufen

Gestern bin ich mal wieder mit dem Bus von Dar es-Salaam nach Nairobi gefahren, Abfahrt 6 Uhr morgens, Ankunft 21:30 abends.

Bei meinem Sitznachbarn schellt das Telefon. Nach dem Gespräch schaut er zum Fenster hinaus und meint zu mir: “Alles trocken. Der Regen reicht dieses Jahr nicht aus. Eben hat mein Nachbar angerufen, er kann seine Kuh nicht mehr ernähren und möchte, dass ich sie kaufe.” – “Seine Kuh ? Dann muss er wirklich …” Er ergänzt meinen Satz: “… in Not sein.”

Nicht jeder Bauer hier hat eine Kuh, viele haben nur Huehner und Ziegen. Wenn er eine Kuh hat, dann stellt sie sicherlich seinen grossen Schatz dar, und der Verkauf bedeutet fuer ihn eine mittlere Katastrophe. Mein Sitznachbar scheint ziemlich wohlhabend zu sein, er wohnt in der Hauptstadt Nairobi, hat aber auch „eine kleine Farm“ ausserhalb der Stadt. Ich komme mir mal wieder vor wie in einer anderen Zeit: Der Reiche und sein armer Nachbar, der wegen einer Duerre in Not geraet. Im Altertum musste er seine Kinder in die Sklaverei verkaufen, im Mittelalter geriet er in die Leibeigenschaft. Heute verkauft er seine Kuh, und dazu benutzt er das modernste Kommunikationsmittel.

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